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Ratabayaku(Roman)

Fye_Schnapsdrossel

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Hier ist mal eine kleine Geschichte, eher ein Roman.

Ratabayaku(Roman)
Kapitel 1: Oome Tsuki und der Fremde

„Na los, zieh deine Waffe!!!“
„Tsss, als ob ich die brauche, um dich zu besiegen!“
Er zog seinen Speer und lies ihn auf seinen Bruder hinunterschnellen, doch der wich elegant aus und gelang mit einem akrobatischen Sprung auf der langen Waffe.
„Komm da runter, du Mistkerl!“, rief Oome Aozora seinem Bruder zu.
„Ach, halt den Mund, du hast doch keine Ahnung, wie man richtig kämpft, geh doch in den Kindergarten zurück, du Baby!“, Oome Taiyo blickte listig auf seinen Bruder herunter.
Die beiden waren eigentlich keine richtigen Brüder, Aozora, den alle Kotori nannten, wurde von seinem Vater ausgesetzt und dann von Oome Tsuki, Taiyos Mutter, aufgenommen.
Taiyo sprang erneut und wollte diesmal angreifen, doch Kotori wich dem Tritt ebenso elegant auf, wie sein Bruder, als Kotori zum Kontern überging.
„Mich besiegst du nicht, Oniisan!“, rief Kotori siegessicher.
Plötzlich knallte es laut, die Wand hinter den Brüdern explodierte und Oome Tsuki stand im Raum.
Sie lächelte die beiden an und sagte: „Hallo ihr beiden. Trainiert ihr schön?“
Taiyo und Kotori blickten sie verdutzt an.
„Ähm, was machst du hier? Wolltest du nicht kochen?“, fragte Kotori.
„Ich, kochen? Wer hat dir das denn erzählt? Ich bin hier, weil wir Besuch haben und ihr sollt jetzt kochen.“, antwortete sie lächelnd.
„Und wieso kommst du dann nicht durch die Tür?“, wollte Taiyo wissen und deutete auf die zerschmetterte Wand.
„Hm, naja, es ist so, ich hab ein paar neue Magien ausprobiert, da hab ich aus Versehen die Wand getroffen“, sie fing an zu lachen.
Kotori viel ein, dass seine Mutter schon öfters Magien geübt hatte und dies dann immer in einem Desaster geendet war. Vor zwei Jahren hatte sie den „Shokuji-Turm“ im Stadtzentrum von Origin zu Fall gebracht, als sie ein Schnitzel schneiden wollte.
Vor einem Jahr hätte sie beinahe einen ganzen Berg in Schutt und Asche gelegt und einen Meteorenschauer auf die Stadt losgelassen. Aber so war sie halt, stur und dennoch genial.
„Da werden die Reparaturen teuer…“ überlegte Taiyo.
„Teuer? “ Tsuki sah ihn an, „ ihr repariert das natürlich, was habt ihr denn gedacht?“
Kotori wollte protestieren, doch Taiyo hielt ihn zurück: „Die bringt uns um. Halt lieber den Mund.“
„Hast ja Recht.“
„Also, is alles geklärt? Dann geht kochen, am besten Gnocchis mit Bohnen und Steak.“
Beide verließen den Raum und rannten in die Küche.
Tsuki stand alleine im Dojo, dem Trainingsraum ihres Hauses. Dort bildete sie ihre Söhne aus. Sie verließ den Raum und ging zum Tor, um den Besuch zu empfangen.
„Ob sie schon bereit für ihre Reifeprüfung sind?“, sie lächelte und ging durch den Garten zum Nord-Tor, wo sie schon erwartet wurde.

„Immer müssen wir die Drecksarbeit machen!“, rief Kotori.
„Bleib locker. Du kennst sie doch, sie wollte nie Kinder und konnte auch noch nie mit uns umgehen“, sagte Taiyo ruhig.
„Ich weiß, sie meint es ja nicht böse, sie ist nur etwas überfordert mit uns.“
„Mist, wir haben keine Bohnen, lass uns Tsuki fragen, wo noch welche sind.“
„Okay“
Beide verließen die Küche und folgten ihrer Mutter zum Nord-Tor.

Der Besuch war bereits eingetroffen, Tsuki begrüßte ihn mit einer Umarmung.
Als Taiyo und Kotori das sahen, versteckten sie sich erst mal hinter einer Mauer um die Szene zu beobachten.
„Du siehst gut aus“, sagte Hoseki zu dem Fremden, der eine Maske trug und komplett in einen Reisemantel eingehüllt war. Hinter der Maske sahen die Jungen Tierohren hervorschauen, wie von einer Katze oder einem Fuchs. Dort wo Schlitze für die Augen hätten sein müssen, waren kleine Rubine.
Kotori wunderte sich, wie er sehen wollte, dann fragte er sich, ob er vielleicht blind war.
Er war groß, viel größer als seine Tsuki und er schaute in den Himmel, falls er überhaupt sehen konnte.
Taiyo kam der Gedanke, dass dies vielleicht sein Vater sein könnte, doch darüber wollte er nicht länger nachdenken.
„Wir müssen näher dran“, flüsterte Kotori Taiyo zu.
„Hast Recht, ich will auch verstehen, was sie da erzählen.“
Die beiden versuchten, möglichst unbemerkt, sich Tsuki und dem Fremden zu nähern.
Sie versteckten sich in einem Busch nahe dem Tor.
„Ja, ich komme gut mit meinen Söhnen klar, natürlich haben sie es auch gut bei mir“, Tsuki lachte den Maskenträger an.
Lügnerin, dachten Kotori und Taiyo.
„Bist du dir sicher? Du blutest“, zum ersten Mal hörten sie den großen Besuch sprechen, er hatte eine ruhige Stimme, die Vertrauens erweckend war.
„Ach das. Ich hab Magie benutzt. Und ein bisschen Unordnung angerichtet.“
Ein bisschen, dachte Kotori, du hast das ganze Haus geschrottet!
„Du und Magie? Das konntest du früher doch auch nie.“
Also kennt sie ihn doch, dachte Taiyo, ist vielleicht doch mein Vater?
„Ich war immer schon sehr magisch, ihr habt es nur nie gemerkt.“
„Na dann, was machst du sonst so, Hoseki?“
Jetzt wurde es Taiyo zu bunt, er sprang aus seinem Versteck und zeigte wütend auf den Fremden: „Sie heißt Tsuki und nicht Hoseki, wer bist du überhaupt? Bist du mein Vater?“
Auch Kotori sprang aus dem Busch und stellte sich hinter seinen Bruder: „Oder bist du etwa mein Vater? Wenn ja, wer ist meine Mutter?“
„Ach ihr…“, Hoseki sah die beiden an, „ fangt nicht schon wieder mit euren Vätern an. Ich hab’s euch schon tausend Mal gesagt; Taiyo dein Vater ist tot und deiner Kotori war ein Arschloch. Ihr seid echt hartnäckig.“
„Na aber zumindest wenn sein Vater ein Arschloch war, könnte ich der Vater sein“, der Fremde klang belustigt.
„Halt den Mund, du Mistkerl, wer bist du?“, wollte Kotori wissen.
„Sei ruhig Kotori!“, Hoseki sah zu Taiyo rüber, „ du hältst besser auch den Mund, ich hätte es euch schon noch früh genug erklärt, auch ohne euer Auftauchen.“
„Hey, Hoseki, ich dachte, du kommst gut mit deinen Kindern klar?“
„Ach, du halt auch den Mund. Das regle ich alleine.“
„Wie du willst, aber sollte ich mich deinen Kindern nicht mal vorstellen, oder willst du dich zuerst vorstellen, Oome Hoseki?“
„Was hast du gesagt? Oome Hoseki? Das ist doch eine der legendären Gaijin! Aber unsere Mutter heißt doch Tsuki!“, Kotori blickte Tsuki an und dann den Fremden.
„Na, das hast du echt gut hinbekommen, Fox.“
„Heißt das, du bist…“
„Ja, ich bin Oome Hoseki und nicht Oome Tsuki, ich hab mir einen Decknamen zugelegt, weil ich keinen Bock hatte, genervt zu werden.“
Taiyo konnte es nicht fassen, seine Mutter war eine Gaijin gewesen, eine legendäre Gaijin, eine der fünf legendären Gaijin, die einst berühmter waren, als jeder andere.
Für gewöhnlich reisten Gaijin durch die Welt und nahmen Aufträge von allerlei Leuten an, oft hatten Gaijin ein persönliches Motiv, z.B. Rache.
Die Levels der Gaijin waren immer an der Anzahl der Ohrringe zu erkennen.
Doch dass seine eigene Mutter eine Gaijin war, hatte er nicht gedacht. Zuhause war sie meist sehr ungeschickt und in den Trainingskämpfen gewann sie zwar meist immer, aber nur knapp und sie wirkte nie wie jemand, der legendär sein könnte.
So hatte er sich also geirrt.
„Und dich hat echt nie jemand erkannt?“, fragte Kotori neugierig.
„Am Anfang war es noch extrem, aber dann war ja später etwas Gras über die Sache gewachsen und die Leute ließen mehr und mehr von mir ab, dann konnte ich ein ruhiges Leben führen. Ich hab ein Kind bekommen und eins gefunden, da hatte ich ja für die Zukunft vorgesorgt.“
„Hahahaha“, der Fremde fing an zu lachen, „so warst du schon immer, Hoseki. Dann stell ich mich auch mal vor. Mein Name ist Shaolan Fox, ich war früher ein Kollege eurer Mutter. Wir haben uns immer gut verstanden.“
„Bist du doch mein Vater?“
„Natürlich ist er nicht…“
„Du hast doch gesagt“, unterbrach Kotori, „ dass mein Vater auch mal mit dir gereist ist, heißt das, mein Vater ist auch…“
„Aber wenn mein Vater auch…“ überlegte Taiyo.
„Ruhe jetzt!“, rief Hoseki, „ jetzt bleibt mal locker. Ich hab euch doch schon alles über eure Väter erzählt, was wollt ihr denn noch wissen? Ihr seid echt schlimm.“
„Sie sind genau wie du“, bemerkte Fox, „ ungestüm und unhöflich. Hahahaha!“
Allmälich hatten sich alle wieder beruhigt und gingen ins Haus.
Im Wohnzimmer stellten Taiyo und Kotori noch einige Fragen zu ihren Vätern, jedoch ohne eine konkrete Antwort zu bekommen. Hoseki blieb weiterhin stur.
„Wie sollen wir dich denn jetzt nennen?“, fragte Kotori.
„Mir egal, nennt mich wie ihr wollt“, antwortete Hoseki gelangweilt.
„Na, werden alte Erinnerungen wach?“ fragte Fox mit einem Blick in ihre Richtung. Er hatte inzwischen seinen Mantel ausgezogen und die Maske abgenommen. Sein Aussehen überraschte die beiden Jungen, er war von Kopf bis Fuß mit hellbraunem Fell überdeckt, mit einem weißen Streifen am Bauch. Sein Kopf war spitz und lang, seine Nase war schwarz und klein, wie eine Fuchsnase.
Fox’ Augen schimmerten smaragdgrün.
Kotori hatte ihn eine Weile lang erstaunt ansehen müssen, bis er begriffen hatte, dass Fox ein echt cooler Kerl war.
„Und wenn schon, ich kümmere mich nicht um die Vergangenheit. Außerdem ist es nichts, woran ich mich gerne erinnere“, Hoseki hatte sich inzwischen entspannt auf dem Sofa niedergelassen.
„Was ist denn damals passiert?“, wollte Kotori interessiert wissen.
„Nichts Wichtiges. Und auch nichts wirklich Interessantes. Nur ein kleiner Zwischenfall“, sie blickte auf den Boden, „ aber es war auch nichts Schönes.“
Taiyo sah zuerst zu Kotori und dann zu Fox und fragte diesen dann: „Weißt du näheres, Fox?“
„ Ja, aber ich werde es euch nur erzählen, wenn eure Mutter damit einverstanden ist“, er nickte zu Hoseki rüber. Diese zuckte nur mit dem Kopf und sagte: „Später.“
Während Taiyo und Kotori das Essen vorbereiteten, zogen sich Fox und Hoseki ins Nebenzimmer zurück um etwas zu besprechen.
Taiyo schlich sich zur Tür um zu lauschen, doch Kotori hielt ihn zurück.
„Wenn die dich bemerken, bringen die dich um.“
„ Nein, Hoseki wird mich umbringen, dieser Fox scheint ganz friedlich zu sein, finde ich.“
 

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Es geht auch noch weiter:

„ Wenn du dich da mal nicht täuscht, er war immerhin auch ein legendärer Gaijin und ein Freund von Hoseki.“
Sie saßen eine Weile lang schweigend da und warteten auf die beiden Erwachsenen.
Kotori war auf einem Sofa zusammengesunken und las gelangweilt in einem Manga. Einem Erotik-Manga, wie der Titel verriet: „ Kamasutra der Legenden“
Taiyo hatte sich an den Herd gestellt und fing an zu Kochen.
Oft wuselte er durch das Zimmer um Zutaten zu holen oder die Flamme des Boilers höher zu stellen.
Kotori hatte inzwischen den Manga zu Ende gelesen und ging zum Wohnzimmerschrank um sich einen Neuen zu besorgen: „Attentat auf das Kamasutra der Legenden“
Taiyo warf ihm nur einen spöttischen Blick zu und machte sich wieder an die Arbeit.
„Was kochst du eigentlich da?“, fragte Kotori vom Sofa aus.
„Mhmmm…,“ Taiyo nahm einen Schluck von der Suppe.
„Hallo? Bekomm ich mal eine Antwort?“
Doch die bekam er nicht, denn in dem Moment zerbrach die Tür neben ihnen und Fox kam ihnen entgegen geflogen.
Er landete in dem Küchenschrank, der klirrend zerbrach.
„Verdammt! Weißt du, was du da sagst?“, hörten sie Hoseki aus dem Zimmer rufen.
„Öchö. Du bist genauso wie früher, Hoseki. Aber wenn du einen Kampf willst, werde ich mich nicht zurückhalten. Mal sehen, wie stark du geworden bist“, Fox hatte sich aufgerappelt und ging auf Hoseki zu, seine Augen begannen zu glühen.
„Du meinst es also ernst? Mal sehen, was du kannst, alter Mann“, auch ihre Augen hatten einen leichten Schimmer angenommen.
Hoseki sprang auf Fox zu, dieser konnte gerade noch so ausweichen. Sie lief in zur Küchenwand, öffnete den Besenschrank und holte zwei Hellebarden raus.
Fox musste lachen, beide nahmen eine Kampfstellung ein und Hoseki griff erneut an, diesmal wehrte Fox die Attacke ab und schleuderte sie gegen die Wand.
Taiyo und Kotori standen ungläubig da und sahen zu, wie der nette Fremde und ihre Mutter sich prügelten.
Noch bevor Hoseki sich wieder aufrappeln konnte, stürmte Fox los, sie wich geschickt aus und versuchte Fox die Hellebarde in den Rücken zu stoßen, doch dieser konnte die Klinge mit bloßen Händen festhalten und wurde so nicht verletzt. Er schleuderte Hoseki erneut weg, doch diesmal konnte sie sich abfangen, bevor sie wieder wogegen stieß.
„Du Mistkerl! Dann muss ich wohl was Neues versuchen“, Hosekis Augen begannen violett zu leuchten und ihre Aura umgab sie.
„Nicht doch…“, Fox Augen wurden normal.
„Was zum Teufel…?“ Taiyo sah ungläubig zu seiner Mutter.
„Das ist echt heftig“, bemerkte Kotori.
Hoseki wurde jetzt komplett von einer violetten Aura umgeben und ihre Augen begannen sich zu verändern, Fox rannte auf sie zu.
Es gab eine helle Lichtexplosion und Taiyo und Kotori wurden gegen die Wand geschleudert und blieben auf dem Boden liegen.
Als es für seine Augen wieder einigermaßen erträglich wurde, sah Kotori zu seiner Mutter rüber und sah, wie sie von Fox umarmt wurde.
„Was machst du denn für Sachen? Willst du uns alle umbringen?“ Fox sah etwas besorgt aus und er drückte sie noch fester an sich.
„Ich…verdammt. Das war nicht meine Absicht“, ihre Augen nahmen wieder ihre braune Farbe an und sie sah verlegen zu Boden.
„Weiß ich doch. Es ist ja alles gut“, es schien, als würde Fox eine Nadel oder etwas ähnliches in seiner rechten Hand halten.
Jedenfalls sackte Hoseki einen Moment später in sich zusammen und Fox hielt sie in seinen Armen.
„Was ist passiert?“, Taiyo und Kotori stürmten zu Fox und Hoseki, die wohl bewusstlos geworden war.
„Sie hat sich wohl übernommen“, sagte Fox langsam.
Er gab Taiyo Hosekis leblosen Körper und er legte sie auf das Sofa.
„Es sah so aus, als ob sie ihren Dämon nicht mehr unter Kontrolle hatte, Fox, was war das?“, Taiyo wandte sich an den großen Besucher, „jetzt antworte mir, sie fällt doch nicht einfach so um!“
Fox setzte sich zu Hoseki und nahm ihre Hand.
Schließlich sagte er: „Es ist nichts mit ihr passiert, sie war wohl etwas angespannt und hatte sich nicht mehr unter Kontrolle, jedenfalls war sie wirklich kurz davor gewesen, beinahe hätte sie wirklich ihren Dämon Ratabayaku aktiviert. Dann wären wir alle tot gewesen, selbst ich hätte sie dann nicht besiegen können.“
Er wischte sich sein Blut aus den Mundwinkeln.
„Aber, warum ist sie dann kollabiert?“, Kotori sah Fox misstrauisch an.
„Ich hab ihr ein Beruhigungsmittel gegeben, das schien das Beste zu sein in diesem Moment. Da gibt es nämlich noch was, was ich euch erzählen will. Oder besser gesagt, will ich euch einen Vorschlag machen, bezüglich eures weiteren Lebens. Sie war dagegen, da ist sie auf mich losgegangen. Sie hat sich wohl wirklich viele Sorgen um euch gemacht“, Fox sah die beiden an und lächelte.
„Wird sie wieder aufwachen?“, fragte Taiyo, seine Augen wurden wässrig.
Fox nickte: „Es ist nur ein Beruhigungsmittel, das bringt sie nicht um.“
„Worüber wolltest du mit uns sprechen?“, fragte Kotori.
„Es geht um folgendes: Wie wär’s, wenn ihr auch Gaijin werdet, genau wie eure Mutter und ich?“
Kotori und Taiyo sahen sich an. Gaijin! Das war der Traum eines jeden Jungen, eines Tages ein Gaijin zu sein und gigantische Abenteuer zu erleben. Um ein Gaijin zu werden, musste man von einem Lehrer persönlich ausgewählt werden, dazu bekamen nur wenige die Chance.
„Das wäre echt klasse. Wärst du dann unser Lehrer?“, fragte Taiyo an Fox gewandt.
„Nein. Das kann ich nicht. Ich bin ein Teinen, also ein Gaijin in Rente. Ich habe keine Befugnis, euch zu leiten.“
Es folgte eine unschöne Pause.
Kotori sah Taiyo an, dieser blickte zu Fox und dann zu seiner bewusstlosen Mutter.
Schließlich sagte er: „Du wolltest, dass sie uns leitet?“
Fox nickte.
Taiyo und Kotori sahen sich erneut an und überlegten, was sie tun sollten.
Einerseits wollten beide gerne Gaijin werden, aber wenn ihre Mutter so vehement dagegen war, wollten sie sich ihr nicht in den Weg stellen.
Sie saßen noch eine Weile schweigend da, bis Fox endlich begann zu Reden.
„Ich habe versucht, sie davon zu überzeugen, dass es das beste wäre, wenn auch ihr Gaijin wärt, doch sie war dagegen und irgendwann hat sie mich halt angegriffen und ich bin in dieses Zimmer hier geflogen. Glaubt mir, das war nicht meine Absicht. Beinahe hätte sie uns alle umgebracht, das ist schon oft passiert, zu oft für meinen Geschmack, manchmal hat sie sich halt nicht unter Kontrolle. Aber es geht nicht anders, ihr müsst die Ausbildung erhalten, unbedingt.“
„Aber warum bestehst du so da drauf?“, wollte Taiyo wissen.
„Das ist nicht so wichtig, es geht erst mal nur darum, dass ihr diese Ausbildung erhaltet. Ihr müsst eure sture Mutter davon überzeugen, unbedingt!“
„Okay. Wir werden mit ihr reden. Deinen Grund verstehe ich zwar noch nicht so ganz, aber es scheint dir ja wirklich wichtig zu sein“, Kotori lächelte.
„Ich mach auch mit! Du bist echt okay, Fox, ich will dir auch helfen. Schließlich bist du ein Freund meiner Mutter!“, jetzt lächelte auch Taiyo.
Auch Fox lächelte und nickte
Die drei saßen erst noch einige Momente auf dem Sofa und warteten, ob Hoseki aufwachen würde.
Nach einer halben Stunde nahm Kotori sich einen Manga aus dem Regal, Taiyo versuchte wieder etwas zu kochen, der Vorratsschrank war vom Kampf ziemlich zerstört worden und Fox suchte im Kühlschrank nach Alkohol.
Fox setzte sich auf einen Sessel und öffnete die Weinflasche, die er zuvor gefunden hatte, er nahm einen Schluck und sah besorgt zu Hoseki rüber.
Er dachte an die Zeit die sie und die drei anderen Gaijin miteinander verbracht hatten, lange war es her gewesen…
Kotori blickte von seinem Manga auf, seine dunkelblonden Haare glänzten im schwachen Licht, seine blauen Augen leuchteten.
Taiyo hatte die gleichen braunen Haare wie seine Mutter und auch die gleichen Augen.
Alle drei waren sichtlich angespannt.
Plötzlich bewegte Hoseki sich und rappelte sich auf.
„Mutter, du bist wach!“, Taiyo rannte vom Herd zum Sofa und warf sich ihr um den Hals.
„Ja…,“ sie sah noch etwas fertig aus.
„Komisch, eigentlich hättest du schon viel früher aufwachen müssen“, überlegte Fox.
„So wie ich dich kenne, hast du das Zeug doch bestimmt mit irgendeinem Gift verwechselt. Vielleicht wolltest du mich ja umbringen“, Hoseki sah Fox lächelnd an.
„Als ob ich eine alte Freundin töten könnte“, Fox fing an zu lachen, „ du warst schon immer etwas anfällig für meine Beruhigungsmittel.“
„Wegen dir hab ich jetzt tierische Kopfschmerzen“, sie hielt sich die Stirn.
„Mutter, er hat uns von seinen Plänen erzählt. Wir wären einverstanden“, Taiyo sah sie an.
Hoseki wurde blass und sah zu Boden.
„Ich…ich weiß nicht…Es ist gefährlich. Euch könnte was passieren.“
„Dir ist doch auch nichts passiert!“, sagte Kotori energisch.
„Nichts passiert? Ich war unzählige Male schwer verletzt, ich wäre oft fast gestorben! Glaubt mir, das ist nichts für euch“, Hoseki war aufgestanden und fing so langsam an zu schreien.
Fox drückte sie wieder zurück aufs Sofa: „Beruhige dich. Du kennst die Gründe.“
Sie schwieg einen Moment. Schließlich nickte sie und sagte: „Macht, was ihr für richtig haltet, ich werde eure Lehrerin sein, aber für nichts die Verantwortung übernehmen, verstanden?“
Taiyo und Kotori sprangen auf und fielen sich in die Arme.
„Siehst du, sie sind glücklich, das ist doch die Hauptsache“, Fox hatte sich neben sie gesetzt und sah sie an, „wie geht’s dir?“
„Schon wieder besser, obwohl mir immer noch schwindelig ist und ich derbe Kopfschmerzen habe“, sie lächelte ihn an und sagte sarkastisch, „und du hast bei dem Kampf um die Ausbildung der beiden keinen Moment an dich selbst gedacht, oder?“
„Ich? Wie kommst du auf so was?“, beide mussten lachen.
Kotori kam auf die beiden zu und fragte: „Wann fängt unsere Ausbildung denn an?“
„Ja, ich kann kaum noch auf unser Abenteuer warten“, Taiyo meldete sich aus dem Hintergrund.
„Unser Abenteuer?“ Hoseki sah ihn an, Fox fing an zu lachen, „ Hör auf zu lachen Fox! Glaubt ihr, wir gehen alleine? Das wird nicht passieren. Verdammt Fox, halt den Mund! Geht erst mal schlafen, in ein paar Tagen sehen wir weiter. Fox, noch einen Laut und du bist tot!“, sie nahm ein Messer vom Tisch und hielt es ihm an seine Kehle, woraufhin er nur noch mehr lachen musste.
„Du bist angeschlagen, du hättest gar nicht die Kraft, mir was zu tun, geschweige denn, mich zu töten.“
„Jaja, wie auch immer…“, sie wollte aufstehen, hatte jedoch nicht die Kraft und kippte um, Fox fing sie auf.
„Mhmmm, ich glaub, ich bring sie mal ins Bett“, sagte Fox matt, hob Hoseki hoch und ging mit ihr zum Kühlschrank.
„Weißt du, wo das Schlafzimmer ist?“, fragte Taiyo, der ungläubig beobachtete, wie Fox noch eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank holte, sie öffnete und daraus trank.
„Ich glaub nicht. Zeigst du’s mir, Kotori?“
„Natürlich Fox. Komm mit.“
„Ich koch uns was Schönes, okay?“, fragte Taiyo fröhlich.
„Gute Idee, wir können ja gleich noch ein bisschen reden“, Fox lächelte ihn an und ging hinter Kotori her, der im Flur verschwunden war.
Im Schlafzimmer legte Fox Hoseki in ihr breites Bett und deckte sie zu, dann wandte er sich an Kotori: „Ich weiß, sie hat dir nie was über deinen Vater erzählt, stimmt’s?“
„Ja, das ist wahr, sie sagte immer nur, er wäre ein Arschloch.“
„Ich werde dir erzählen warum sie das nie tat, sie wollte nicht, dass du mal so wirst wie er.“
„Wie er?“
„Ja, wie dein Vater, er war am Ende ein richtiges Monster, er hat auch deine Mutter getötet.“
„Meine Mutter? Du kanntest sie?“
„Flüchtig. Kotori, du musst mir eins versprechen, verletz sie nicht, sonst bekommst du es mit mir zu tun, okay?“
„Ja, das wird nicht passieren, versprochen.“
Sie saßen noch einen Moment da, bis sie zurück zu Taiyo ins Wohnzimmer gingen, dieser stand am Herd und kochte etwas, das wie eine braune, schleimige Flüssigkeit aussah.
Nach dem Essen brachte Taiyo Fox ins Gästezimmer und auch er und Kotori gingen schlafen.
 

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Jetzt kommt das zweite Kapitel:

Kapitel 2: Neue Freunde, neue Feinde

In den nächsten Tagen verbrachten Hoseki und Fox viel Zeit zusammen. Hoseki ging es zunehmend besser und nach zwei Tagen klagte sie nur noch über leichte Kopfschmerzen.
Am dritten Tag wachte Kotori von lautem Geschrei, er stand auf und sah aus dem Fenster, wo sich Unmengen von Leuten versammelt hatten, die sich unterhielten oder ihre Waffen schärften.
Er sprang auf und rannte zu seinem Bruder ins Zimmer.
Auch Taiyo war von dem Lärm wach geworden und stand am Fenster.
„Was ist denn da los?“, fragte er seinen Bruder.
„Ich hab keine Ahnung, vielleicht fragen wir mal Hoseki oder Fox?“
Sie gingen durchs Haus und gelangten zu Hosekis Zimmer, sie und Fox standen am Fenster und beobachteten das Geschehen.
„Es sind wirklich viele Leute gekommen, nicht wahr?“, fragte Hoseki Fox.
„Ja, die hat wohl dein Name gelockt“, er lachte.
„Hach, das ist nicht lustig, ich hab doch nicht meinen echten Namen angegeben“, sie blickte sich grübelnd um und erblickte Taiyo und Kotori, „ach, guten Morgen, Jungs.“
„Morgen Mutter“, sagte Taiyo knapp, „was zum Teufel ist hier los?“
„Wenn ich das wüsste. Es geht um eure Ausbildung zum Gaijin“, sie holte eine Zeitung von ihrem Nachttisch und zeigte auf eine Anzeige, „ich habe eine Anzeige aufgegeben, ich habe nämlich beschlossen, dass ich nur diejenigen zu Gaijin ausbilde, die eine Prüfung bestehen. Es haben sich wohl mehr Menschen gemeldet, als ich erwartet hatte. Hihi.“
„Eine Prüfung? Müssen wir auch teilnehmen?“, fragte Kotori.
„Natürlich! Ich unterrichte doch keine Schlappschwänze!“
„Natürlich nicht…“, sagte Fox nur, „ich glaube, du gehst mal raus und begrüßt die ganzen Leute da draußen.“
Hoseki nickte und verließ den Raum, Fox, Taiyo und Kotori folgten ihr, die beiden Jungs stellten sich zu den Neuankömmlingen.
Fox folgte Hoseki auf eine kleine Bühne, wo ein Mikrofon stand, sie klopfte einmal drauf und sagte dann: „Schön, dass ihr alle so zahlreich erschienen seid. Da ihr alle wisst, worum es hier geht, lass ich die Vorreden weg und beginne mit dem wesentlichen: Es wird eine Prüfung geben, morgen um 10 Uhr, bis dahin könnt ihr euch vorbereiten, Konkurrenten beseitigen oder was auch immer euch gefällt. Es ist mir egal. Ich stelle euch Zimmer zur Verfügung, in denen ihr schlafen könnt. Tragt eure Namen in die Liste ein, gebt bitte auch euer Geschlecht an, ich werde euch dann auf Zimmer aufteilen.“
Langsam löste sich die Menge auf, Kotori beobachtete einige Personen, die ihm besonders interessant erschienen: Ein rotblondes Mädchen mit einem Pferdeschwanz und zwei Zöpfen, an dessen Enden Ringe befestigt waren, außerdem hatte sie noch etliche Strähnen mit Perlen und Schmucksteinen, dann ein großer Junge mit einem Bandana und Rastalocken, der einen Pinsel auf dem Rücken trug, ein anderer Junge, der einige Narben auf seinem Gesicht hatte und mit einem großen Schwert auf dem Rücken durch die Menge wuselte, ein anderes Mädchen, das pechschwarze Haare hatte, die ziemlich kurz geschnitten waren, noch kürzer als seine, dann ein weiterer Junge, der fast kahl geschoren war und nervös mit seinen Messern hantierte, ein kleiner Junge, der seine Haare zu einer hohen Frisur gesteckt hatte und ängstlich nach etwas zu suchen schien, ein riesiger Junge, der eine Sonnenbrille trug und die hellbraunen Haare zu einem Zopf zusammengebunden hatte, er hatte einen gewaltigen Hammer auf dem Rücken und tat ziemlich angeberisch und letztendlich ein grauer Wolf, der einsam auf der Bühne lag.
Jeder von ihnen schien kampferprobt zu sein und machte einen starken Eindruck. Er fragte sich, ob er gegen diese Leute eine Chance hatte. Jemand klopfte ihm auf die Schulter: „Wir schaffen das schon, wir müssen nur zusammenhalten, das ist alles.“
Taiyo war an seine Seite getreten und auch er beobachtete die Konkurrenz.
„Ja, wir schaffen das!“, Kotori sah unsicher zu den anderen rüber und zweifelte etwas an seinen Worten. Immerhin war seine Mutter die Prüferin, da konnte er doch nicht versagen, oder doch?
Beide trugen ihre Namen ein, Kotori war die Nummer 153 und Taiyo die Nummer 154, also waren schon über 150 Personen eingetragen, er drehte sich um, hinter ihm standen noch mindestens 50 Leute. Das würde hart werden.
Sie gingen übers Gelände, in der Hoffnung, jemanden zu finden, der freundlich wirkte, doch sie sahen nur noch mehr verdächtige Personen: Ein alter Mann, der angefangen hatte Tauben zu füttern und dessen Bart bis auf den Boden reichte, eine junge Frau, genüsslich eine Tüte Chips futterte, ihre großen Brüste waren nicht zu übersehen, bei ihrem tiefen Ausschnitt, ein Junge, der seinen violetten Kimono immer wieder an und auszog, aus welchen Gründen auch immer, Taiyo und Kotori konnten seine Muskeln sehn, dann noch eine weitere Frau deren hellblonde Haare bis auf den Boden reichten und die nicht sehr gebildet aussah, ein winziger Junge, der verzweifelt versuchte, auf die Bühne zu klettern, was ihm nicht gelang, eine Person, die das gleiche Fell wie Fox hatte, nur dass seins weiß war und er violette Streifen auf dem ganzen Körper hatte, ein Mann, der nur noch Arm hatte und sich immer wieder die Lippen leckte und zuletzt ein süßes Mädchen mit weißem Haar, das sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte und die immer wieder zu Taiyo und Kotori rüberschaute und mit ihren blauen Augen blinzelte.
Kotori wusste nicht, ob er gegen all diese Personen kämpfen wollte.
„Na, wie geht’s? Alles klar soweit? Seid ihr aufgeregt, oder ängstlich?“, er horte von hinten eine weibliche Stimme, so schrill, dass er aufschreckte und sich umsah.


Wer will, kanns ja mal lesen.
 

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Es geht weiter:

Hinter ihm stand das rotblonde Mädchen mit den vielen Zöpfen und lächelte die beiden erfreut an.
„Freut mich, euch kennen zu lernen, mein Name ist Hayamimi Hakushi. Wie geht es euch? Geht’s euch gut?“, sie nahm Kotoris Hand und schüttelte diese so heftig, dass er das Gefühl hatte, sie würde ihm abfallen.
„Wer zum Teufel bist du?“, Kotori betrachtete seine scherzende Hand.
„Hab ich doch schon gesagt, ich bin Hakushi, Hayamimi Hakushi, ich komme aus dem Süden von Origin, ich bin 14 Jahre alt, meine Blutgruppe ist A, meine Hobbies sind…,“ es schien, als wolle sie gar nicht mehr aufhören zu reden.
„Ähm, willst du auch an der Prüfung teilnehmen?“, fragte Taiyo aus dem Hintergrund.
Hakushi sah ihn an und sagte: „Diese Frage hättest du dir doch eigentlich sparen können…Aber ja, ich bin wegen der Prüfung hier, überrascht?“
Sie hatte ein ungeheures Lächeln aufgesetzt und ihre Augen funkelten.
„Nein, ich wollten nur…ach, vergiss es.“
„Hihi, wie wär’s, wenn wir Freunde werden? Das kann doch für jeden von uns nur Vorteile haben, was meint ihr?“, ihr Lächeln wurde noch breiter und weder Kotori noch Taiyo trauten sich zu widersprechen und stellten sich vor.
„Oome?“, fragte Hakushi, nachdem sie geendet hatten, „ihr seid nicht zufällig mit Oome Hoseki verwandt?“ Es schien, als ob ihr Lächeln angesichts der Tatsache, dass die beiden die Söhne der legendären Gaijin waren, noch breiter wurde.
Die drei unterhielten sich noch ein wenig und Kotori und Taiyo erfuhren noch so einiges über Hakushis Lieblingsessen, ihre Lieblingsmusik und über ihr Privatleben, über ihre Reisen und wie sie ihre Mutter überredet hatte, sie teilnehmen zu lassen.
Mehr oder weniger interessiert lauschten die Brüder und als Hakushi ihren Vortrag beendet hatte, verabschiedete sie sich und ging davon. Taiyo und Kotori sahen sich an, Hakushi machte nicht grade einen starken Eindruck, obwohl sie einen Menschen eventuell in den Tod reden konnte.
Taiyo ging um etwas zu Essen zu holen und Kotori saß alleine da und sah noch ein Mal in die Runde.
Er erblickte den Wolf, der sich ihm näherte, als er vor ihm stand öffnete dieser sein Maul: „Hey, du starrst mich schon die ganze Zeit so komisch an, hab ich was im Gesicht?“
Kotori erschrak so doll, dass er fast vom Baumstamm gefallen wäre, auf dem er saß: Der Wolf hatte gesprochen, er hatte eine sehr weibliche Stimme gehabt, also war es wohl eine Wölfin.
„Ich wiederhole meine Frage gerne noch mal, oder antwortest du mir nicht, weil du was gegen Frauen hast?“
„Nein, nein, es ist nur so, du bist ein Wolf, oder auch eine Wölfin…“
„Ja und? Hast du auch was gegen Wölfe?“, sie drehte sich beleidigt weg.
„Nein, ich habe nur noch nie einen sprechenden Wolf gesehen, das war mir neu.“
„Das sagen alle, aber ich bin zehn Mal so intelligent wie ihr Primaten, hast du verstanden?“, ihre Stimme klang hart und kalt, als ob sie vor nichts zurückschreckte und ihren Weg ging, komme, was wolle.
„Ja, hab ich, Frau Wolf…,“ erst jetzt viel ihm auf, dass er sich nicht vorgestellt hatte, „tut mir Leid, ich habe vergessen mich vorzustellen, mein Name ist Oome Hoseki.“
Kotori glaubte, die Wölfin lächeln zu sehen und dann sagte sie: „Na geht doch, mein Name ist Okami Kando, freut mich dich kennen zu lernen, Oome Kotori. Auf gute Zusammenarbeit.“
Daraufhin verschwand sie wieder und Kotori konnte sich zurücklehnen.
Heute hatten ihn schon zwei Frauen angesprochen, auch wenn die eine Wölfin war, er fühlte sich geschmeichelt und lächelte in sich hinein.
Einen kurzen Moment später kam Taiyo mit einer Currywurst und zwei Pommes in der Hand wieder zu ihm zurück und setzte sich neben ihn.
Kotori berichtete ihm von seinen Erlebnissen mit der Wölfin, nahm seine Pommes und genoss den Tag.

Am Abend gingen sie auf ihre zugeteilten Zimmer Kotori war auf einem Zehnerzimmer mit wenig interessanten Leuten, nur einer interessierte ihn, er hieß Hayamimi Sancho.
Als er ihn fragte, stellte sich heraus, dass er der Bruder von Hayamimi Hakushi war.
Kotori wollte wissen, ob seine Schwester immer so eine offene Art hatte und Sancho bejahte, auch andere Leute von seinem Zimmer berichteten, sie hätte sie zuvor bereits angesprochen.
Sancho entschuldigte sich für die Art seiner Schwester, mindestens drei Mal bei jedem. Kotori bemitleidete den Jungen, der jeden Tag mit so einem Mädchen zusammenleben musste.

Auf Taiyos Zimmer schienen die schlimmsten Kerle der Prüfung zusammengekommen zu sein, riesige Männer mit gewaltigen Muskeln und kleinen, fiesen Augen, die aussahen, als könnten sie Menschen ohne Reue töten.
Auch ein Mädchen war auf seinem Zimmer, sie hatte kurzes, schwarzes Haar und einen dunklen Teint, sie war größer als Taiyo, hatte große Brüste und ihre hellgrünen Augen stachen aus ihrem ansonsten dunklen Erscheinungsbild hervor. Alle Männer sahen ihr hinterher und Taiyo fragte sich, warum seine Mutter eine Frau zu solchen Männern auf ein Zimmer eingeteilt hatte.
Als sie zu ihm hinüber kam, gelang es Taiyo gerade noch seinen Blick von ihr abzuwenden.
Sie sprach ihn an: „Na Kleiner, was machst du an so einem gefährlichen Ort wie diesem?“
Taiyo war verblüfft und sah sie an, schließlich sagte er: „Ich…ich…meine Mutter…meine Mutter hat dieses Treffen veranstaltet um neue Gaijin zu finden.“
„Aha, deine Mutter ist also Oome Hoseki, dann bist du…“
„Ich bin Oome Taiyo, ich bin hier um auch ein Gaijin zu werden.“
„Aha, Oome Taiyo also, das ist ein guter Name.“
Ihre Stimme klang warm, sanft aber außerordentlich klug, sie schien so um die 20 zu sein, ihre Augen blitzten fröhlich im hellen Licht des kleinen Zimmers.
„Ich habe wohl vergessen, mich vorzustellen, mein Name ist Anshin Tenshi, ich stamme aus Fyru, das liegt im Süden von Origin.“
„Aha, da war ich schon mal, ich habe dort eine Woche mit meiner Mutter und meinem Bruder Urlaub gemacht. Da ist ein schöner Fluss.“
„Ja, das ist wahr, sag, ist dein Bruder auch hier?“
„Er nimmt auch an der Prüfung teil, sein Name ist Oome Aozora, aber alle nennen ihn Kotori.“
Taiyo und Tenshi unterhielten sich noch eine Weile über verschiedene Themen, bis plötzlich ein Mann von hinten kam und versuchte die Frau an die Brüste zu fassen.
Tenshi wirbelte herum und ihr Fuß traf den Lüstling genau an der Kehle, dieser flog quer durch den Raum, prallte gegen drei weitere Muskelmänner und knallte schließlich gegen die Wand, alle vier sanken bewusstlos zu Boden.
„Wenn noch jemand jemals so eine Schweinerei versuchen sollte, werde ich ihn auf der Stelle töten, habt ihr das verstanden, ihr Mistkerle?“
Taiyo sah sie sprachlos an, er war erstaunt, welche Kraft sie hatte, dann wandte sie sich ihm zu und sagte wieder mit ihrer netten Stimme: „Schau nicht so erschreckt, ich habe das Leuchten in deinen Augen gesehen, hätte ich sie nicht weg gehauen, hättest du es doch getan.“
Er konnte nur noch stumm nicken.
 

Fye_Schnapsdrossel

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Wer noch was lesen will:

In dem Zimmer nebenan saßen Hayamimi Hakushi und Okami Kando auf einem Bett und redeten miteinander über die morgige Prüfung.
„Was glaubst du, was morgen passiert?“, fragte Hakushi, die genüsslich an ihrem Strohhalm Saft aus ihrem Trinkpäckchen schlürfte.
„Vielleicht ist es ein Kampf“, überlegte Kando.
„Oder ein schriftlicher Test“, Hakushi öffnete ihre Tasche und bastelte an etwas, das aussah wie eine kleine Bombe, „ich hoffe ja auf einen Kampf, oder Survival-Training, bei einem schriftlichen Test fall ich bestimmt durch.“
„Ja, das glaub ich dir“, Kando lächelte sie an, auch Hakushi musste lachen: „Du bist echt fies.“

In einem anderen Zimmer unterhielten sich ein Typ mit unzähligen Narben und ein Mann mit Glatze und Ziegenbart.
„Was glaubst du, wen soll ich zuerst fertig machen?“, fragte Narbenface.
„Wie wär’s mit dem kleinen da drüben?“, Ziegenbart deutete auf einen Jungen der mit geschlossenen Augen an einer Tür gelehnt stand, der Junge mit den Rastalocken und dem großen Pinsel.
Narbenface ging auf ihn zu und packte ihn am Kragen.
„Was machst du da?“, wollte der Junge wissen.
„Du fragst mich, was ich hier mache, Kleiner? Das sollte ich eher dich fragen, hier ist kein Spielplatz, hier wird gekämpft.“
„Was du nicht sagst, deshalb rate ich dir zu verschwinden, es könnte nämlich ziemlich ungemütlich werden, wenn ich ernst mache“, der Junge lächelte den großen Muskelprotz an, dieser jedoch verzog sein Gesicht zu einer Grimasse und warf ihn gegen eine Wand.
Die beiden fingen an zu lachen.
Der Junge stand auf und nahm seinen Pinsel.
„Willst du mich jetzt mit deinem Pinsel töten? Du musst ja wirklich verzweifelt sein!“, Narbenface und Ziegenbart lachten.
Doch der Junge hob nur den Pinsel und zeichnete einige Linien in die Luft.
Der Junge wollte gerade etwas sagen, als plötzlich die Wand hinter ihm eingetreten wurde und Oome Hoseki im Zimmer stand, alle sahen sie an.
Sie nahm den Jungen am Kinn und hielt sein Gesicht nach oben, dann sagte sie: „Aber, aber, du willst doch nicht einen so gefährlichen Zauber in meinem Haus loslassen, Otokamae Fude. Das kannst du gerne draußen machen aber nicht hier drinnen, hast du das verstanden?“
Fude nickte und sagte: „Ja Oome Hoseki-sensei.“
„Gut, wenn du wirklich ein Gaijin werden willst, halte dich an die Regeln, denn dann werde ich dein Meister sein und ich kenne kein Erbarmen.“
Daraufhin verließ sie das Zimmer und alle sahen ihr verwirrt nach.
Fude musste lächeln, so hatte er sich den Tag nun wirklich nicht vorgestellt.

Aki Akikaze lag auf seinem Bett und schlief, während hinter ihm ein Mädchen sang, er schlief weiter und ließ sich nicht stören, denn morgen würde die Prüfung beginnen, die über sein Leben entscheiden würde.

Am nächsten Morgen versammelten sich alle Teilnehmer auf dem Hof: Kotori, Taiyo, Hakushi, Kando, Tenshi, Fude, Akikaze und alle anderen wirkten teils angespannt, teils aufgeregt oder auch ganz gelassen, manchen war eine gewisse Mordlust auf ihr Gesicht geschrieben.
Fox und Hoseki traten vor und sprachen einige magische Worte, es blitzte ein Mal kurz, aber heftig und ein gewaltiges Portal erschien.
„Wenn ihr durch dieses Portal geht, werdet ihr erst einmal nicht zurück können, seid ihr trotzdem bereit?“, fragte Hoseki die Menge, die daraufhin laut grölte. Nach und nach verschwanden die Teilnehmer in dem blau blitzenden Licht. Als Taiyo und Kotori passieren wollten, hielt Hoseki sie zurück.
 

Fye_Schnapsdrossel

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So viel ist das gar nicht.
Geht sogar noch weiter:

Auch Hakushi, Kando, Akikaze, Tenshi und Fude standen noch draußen, sie sahen Hoseki an.
„Ich hoffe, ihr strengt euch an, ihr sieben seid mir als Schüler am liebsten“, ihr Blick war klar und erwartungsvoll, sie blickte in die Runde. Hakushi war die erste, die das Wort ergriff. „Also haben wir einen kleinen Bonus?“, fragte sie forsch.
„Hakushi…Ich glaub nicht, dass das so gemeint war…“, sagte Kando vorsichtig.
Tenshi sah Hoseki an und fragte: „Aber warum wir? Ich bin mir sicher, hier sind andere, stärkere Krieger als wir.“
„Ja das stimmt, ihr seid definitiv nicht die stärksten, aber ich habt einen guten Geist und jeder ein eigenes Motiv, außerdem seid ihr einigermaßen gescheit im Kopf, die einen mehr, die anderen weniger“, Hoseki blickte vorsichtig zu Hakushi rüber, die desinteressiert in ihrer Tasche kramte.
Kotori musste lachen.
„Wir packen das schon“, sagte Taiyo und blickte die anderen an.
„Natürlich, jedenfalls ich. Ob ihr Primaten das packt, weiß ich natürlich nicht“, sagte Kando arrogant und sprang in das Portal.
„Genau das ist mein Ziel, ich bin sicher, dass ich das schaffen kann“, Aki Akikaze kam von hinten hervor, sein schwarzes Haar wehte im Wind und seine dunklen Augen ließen nicht auf seine Gedanken schließen, zwei kleine Hörner schauten aus seinen Haaren hervor, er war in etwa so groß wie Taiyo und auch sonst nicht sonderlich auffallend. Er stieg ins Portal.
Der größere Otokamae Fude stieg als nächster ins Portal, seine braunen Rastalocken wehten im Wind und er sagte noch an Hoseki gewandt so etwas wie, es täte ihm Leid, dann war auch er verschwunden.
„Wenn etwas passiert, bin ich ja noch da“, auch Tenshi ging jetzt langsam zum Portal, doch Hakushi hielt sie auf und drückte ihr eine Schreckschusspistole in die Hand: „Nur zur Sicherheit.“
Dann war auch Tenshi verschwunden.
„So Jungs, dann geh ich auch mal, wir sehn uns“, sagte Hakushi und sprang hinter Tenshi her.
Taiyo und Kotori standen nun alleine mit ihrer Mutter da und lauschten dem Wind, der sich wie Gesang anhörte.
„Warum all diese Leute?“, Kotori sah Hoseki an, „ich glaub nicht, dass wir uns sonderlich gut verstehen werden.“
„Ach, ihr schafft das schon. Und jetzt geht“, Hoseki schubste die beiden durch das Portal und sie verschwanden im Nirwana.
 

Fye_Schnapsdrossel

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Wer noch mal lust zu lesen hat...

Kapitel 3: Die Wüste der Verlorenen

Kotori spürte, wie ihn etwas am Hinterkopf traf und er bewusstlos wurde.
Als er erwachte, sah er den schwarz Haarigen Jungen mit den Hörnern neben ihm sitzen.
„Ach, du bist wach?“, er hatte eine forsche, dennoch warme Stimme, die sehr freundlich klang.
„Ja, du bist Akikaze, stimmts?“, Kotori setzte sich auf und bemerkte einen höllischen Schmerz in seinem Hinterkopf.
„Aki reicht“, erwiderte er knapp.
„Weißt du, wo mein Bruder ist?“, Kotori sah sich um und sah einen Teich, er war wohl in einer Oase gelandet, überall standen grüne Palmen und es wuchs grünes Gras, aus dem Wasser sprangen Fische und Vögel zwitscherten, hinter einigen Bäumen konnte Kotori aber auch hellen Wüstensand sehn.
„Ich habe deinen Bruder nicht gesehen, als ich aufwachte, sah ich nur dich“, Aki schien nicht grade gesprächig zu sein also beließ er es bei dieser Antwort.
Kotori sah sich suchend um, in der Hoffnung einen anderen Teilnehmer zu finden, vielleicht Hakushi oder Kando, jedoch vergebens, er war alleine mit Aki in der Oase gestrandet.
Nach etwa zehn Minuten stand er auf um sich die Umgebung näher anzusehen, er schlenderte durch das grüne Gras, zum Wasser und beobachtete eine Weile die Fische, einige waren saphirblau, andere smaragdgrün, manche rubinrot oder sie leuchteten in allen Farben des Regenbogens. Kotori hatte noch nie so seltsame Fische gesehen. Bei näherem hinsehen viel ihm auf, dass sie die Form von Drachen hatten: Breite Flügelartige Flossen, die sich nach hinten verdünnten und zu einem langen Schwanz wurden, an dessen Ende ein Schmuckstein hing immer in der Farbe des Fisches. Zuerst wollte er Aki rufen, doch der saß so ruhig und gelassen da, dass er ihn nicht stören wollte. Als er sich wieder den Fischen zuwandte, stellte er fest, dass ein schwarzer Fisch zu den anderen gestoßen war, ein größerer, mit einem breiten Kiefer und kleinen, spitzen Zähnen, die anderen flüchteten ängstlich.
Kotori ging zum Rand der Oase und sah hinaus in die Wüste, dort schien es weder Menschen noch Tiere zu geben.
Nach längerer Überlegung ging er zu Aki zurück um erneut mit ihm zu reden, doch dieser war bereits eingeschlafen und atmete leise vor sich hin. Also kuschelte sich auch Kotori, soweit es ging, in das Oasengras und suchte Schlaf, die Sonne war bereits untergegangen und allmählich wurde es kalt.
Währenddessen stapfte Taiyo immer noch durch den Sand, ohne Ziel, ohne Decke, ohne Kameraden, er war ganz auf sich allein gestellt.
Er wollte schon aufgeben und weinen, da sah er eine Person durch den Sand auf sich zukommen: Hayamimi Hakushi, das kesse Mädchen, das viel zu viel redete. Als sie ihn sah, sprang sie erfreut in die Höhe, ihre roten Augen blitzten belustigt.
„Na, weinst du etwa?“, ihr Blick wurde etwas besorgt und sie strich ihm mit ihrer Hand über die Wange.
„Nein, alles in Ordnung“, sanft schlug Taiyo ihre weiche, kleine Hand weg, ihre Finger waren mit allerlei Ringen geschmückt, sie glänzten matt in der Dämmerung.
Die beiden liefen eine Zeit lang zusammen durch die aufkommende Dunkelheit, als sie gar nichts mehr sehen konnten, beschlossen sie, sich für eine Weile auszuruhen, sie setzten sich in den mittlerweile kalten Wüstensand und schauten zu den Sternen.
„Ob wir hier wohl wieder rauskommen?“, fragte Taiyo, ein gewisses Zittern lag in seiner Stimme.
„Natürlich!“, erwiderte Hakushi selbstbewusst, „selbst wenn du dir vor Angst in die Hosen machst, ich bin ja da um dich zu beschützen.“
Taiyo kam sich seltsam idiotisch vor, von einem Mädchen beschützt werden, während er heulend neben dem Kampfgeschehen saß und sich kaum rühren konnte. Das durfte nicht passieren! Er schwor sich, stark zu sein, damit er Hakushi und seinen Bruder gegebenen Falls beschützen konnte.
„Ich werde deine Hilfe nicht brauchen“, antwortete er mit neuer Kraft.
„Das höre ich gerne“, Hakushi lächelte.
Okami Kando, die einsame Wölfin, so wurde sie oft genannt. In der dunklen Wüste konnte zwar nichts sehen, doch ihr Geruchssinn war unverändert, schon bald hatte sie Tenshis Fährte aufgenommen und traf sie auf einem Felsen sitzend und eine Melodie summend. Kando trat an sie heran: „Einsam?“
„In so einer großen Wüste ist jeder einsam“, antwortete sie knapp.
„Vielleicht“, Kando machte einen Satz auf den Felsen und setzte sich neben Tenshi, deren Augen im Mondlicht glitzerten, Kando war fasziniert von diesem Glanz, ihre grauen Augen hingegen, waren nicht annährend so schön.
„Du musst nicht bedrückt sein. Meine Augen faszinieren jeden und sie erscheinen immer so schön, doch bei näherem Hinsehen wirst du feststellen, dass deine Augen den meinen in der Schönheit weit überlegen sind“, Tenshi schien zu wissen, was Kando dachte.
Die Wölfin sah sie an, noch nie war ihr ein so eigenartiger Mensch begegnet, und es hatten viele Menschen ihren Weg gekreuzt.
„Lass uns zusammenbleiben. In dieser Wüste ist es gut einen Gefährten mit einer scharfen Nase zu haben“, Tenshis Augen blitzten auf, „wir sollten auch nach den Oome-Jungen, dieser Hakushi und den anderen beiden jungen Männern suchen, Oome Hoseki setzte große Stücke auf unseren Zusammenhalt.“
Kando war zwar nicht zwingend damit einverstanden, musste sich jedoch eingestehen, dass es wohl das Beste sei.

Am nächsten Morgen erwachte Kotori mit pochendem Kopf und schmerzendem Rücken in der Oase, Aki war nirgends zu sehen, er streckte sich und stand auf. Die Sonne war bereits aufgegangen und wärmte seinen steifen Körper. Kotori lief zu dem Teich und musste erstaunt feststellen, dass die Fische verschwunden waren. Er kümmerte sich nicht weiter drum und schöpfte ein bisschen Wasser und wusch sich Gesicht und Haare, dann nahm er einen Schluck von dem kühlen Nass und schlenderte zu dem Platz, an dem sie geschlafen hatten. Plötzlich packten ihn von hinten zwei starke Arme, er versuchte sich loszureißen, schaffte es jedoch nicht, Kotori wurde zu Boden gedrückt, mit dem Gesicht ins Gras, der Angreifer hatte sich wohl auf seinen Rücken gesetzt. Als der Druck mit einem Mal verschwand und Kotori sich aufsetzen konnte, sah er, dass der junge mit den Rastalocken, Otokamae Fude, ihn gerettet hatte. Sein Angreifer, ein fetter, stämmiger Mann, lag auf dem Boden und hielt sich seine blutende Schläfe, Fude stand da und hielt den großen Pinsel mit beiden Händen fest.
Dann wandte er sich zu Kotori, er erschrak. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so schwach wärst, deine Mutter hält große Stücke auf dich und was machst du? Du liegst jammernd auf dem Boden und frisst Gras. Wie erbärmlich!“, sein herablassender Ton schockte Kotori, aber Fude hatte Recht, er hatte sich überrumpeln lassen, von einem hirnlosen Idioten! Er schämte sich und wünschte sich, der Fettsack hätte ihn getötet, was für eine Schmach, von einem Gleichaltrigen gerettet zu werden und noch dazu von ihm!
„Na los, steh auf“, sagte er harsch zu Kotori und hob ihn am Kragen, „du verdienst es nicht, Gaijin genannt zu werden! Ich sollte dich auf der Stelle töten um die Welt und deine Mutter von dir zu befreien.“
„Lass ihn los!“
Kotori streckte den Hals und erkannte Aki. Er sah wütend aus und er zog ein Messer aus der Scheide.
„Sieh an, sieh an“, ein trügerisches Lächeln strich über Fudes Gesicht, er ließ Kotori fallen und wandte sich nun Aki zu, „du interessierst mich auch. Ich habe dich vorhin gegen einen Sandwurm kämpfen sehen, du warst nicht schlecht.“
Aki sagte nichts, er leckte sein Messer und entblößte seine blutverschmierten Zähne, Kotori schauderte. Schließlich schien Aki die passenden Worte gefunden zu haben: „Ich lege es nicht auf einen Streit an. Verschwinde und lass uns in Ruhe.“
„Wieso hilfst du ihm? Er ist schwach und dumm, er ist es nicht wert beschützt zu werden“, Fude blickte aus kalten, braun-grünen Augen zuerst zu Aki und dann zu Kotori, der noch immer auf dem Boden saß.
„Die Starken helfen den Schwachen, außerdem mag ich ihn, wir sind fast schon Freunde“, diese Worte erstaunten Kotori, er hatte kaum ein Wort mit Aki gewechselt und glaubte nicht, dass sie ein freundschaftliches Verhältnis verband.
„Was immer du meinst, es interessiert mich nicht, wegen mir könntest du ihn auch lieben, das ist mir egal!“, Fude war ein wenig verwirrt, aber seine Art zu reden, seine kalte, herzlose Stimme hatte nichts von ihrem Klang verloren.
Sie musterten sich eine Weile, keiner der beiden schien angreifen zu wollen, sie warteten auf den ersten Angriff des Gegners, jederzeit bereit zu kontern.
Schließlich machte Aki den ersten Schritt, er stürmte auf Fude zu und verfehlte seinen Brustkorb nur um ein Haar, nachdem Fude elegant ausgewichen war. Schon holte er mit seinem Pinsel aus, Aki hob sein Messer schützend vors Gesicht und konnte den Pinsel abwehren, beide wichen einige Schritte zurück und musterten sich erneut, diesmal mit einem schärferen Blick. Aki wartete diesmal auf Fudes Attacke, aber nicht lange, es folgte ein heftiger Schlagabtausch, ohne, dass einer die Oberhand gewinnen konnte und als nach einigen weiteren Minuten immer noch kein Sieger festzustellen war, hörte Kotori Stimmen aus der Ferne, die ihm merkwürdig bekannt vorkamen, die er aber momentan nicht richtig einordnen konnte. Doch Plötzlich, als beide gleichzeitig zuschlugen, merkte Kotori wie ein Windhauch an ihm vorbei strich und ein Geruch von Parfüm in der Luft lag, was auf ihn außerordentlich betörend wirktem Staub wirbelte auf, als er wieder klare Sicht hatte, sah er die große, dunkelhäutige Frau mit den stechenden Augen, die die Arme beider fest umklammert hielt.
Einen kurzen Moment standen alle vor Anspannung gefesselt, unfähig sich zu bewegen dar, bis eine Stimme das Schweigen brach: „Ihr naiven Primaten, glaubt ihr wirklich, ihr könnt euch so einen Ausbildungsplatz sichern?“
Kotori fuhr herum und sah die graue Wölfin auf sie zukommen. Tenshi lockerte ihren Griff, woraufhin sich Aki und Fude schmerzend ihre Gelenke rieben und sich immer noch tötende Blicke zuwarfen.
Kotori konnte seinen Augen nicht trauen, diese Frau hatte zwei kämpfende, junge Männer mit bloßen Händen aufgehalten, sie musste unglaubliche Kräfte haben!
„Was macht ihr denn für Sachen?“, fragte Tenshi erschüttert, „ihr hättet euch umbringen können, ist euch das klar?“
Alle schwiegen, für den Moment schien es besser, nichts zu sagen.
„Mir kann es ja egal sein, ob ihr euch gegenseitig killt, oder nicht, aber Hoseki wäre bestimmt nicht erfreut zu hören, dass ihre Schützlinge sich gegenseitig die Köpfe abschlagen und ich will nicht diejenige sein, die ihr das erzählen muss“, ihre sonst sanfte Stimme klang erbost und in ihren grünen Augen zuckten Blitze, „solange wir hier in dieser Wüste sind, vertragt ihr euch, geht das in eure Köpfe?“
Niemand traute sich auch nur einen Mucks zu machen, diese Frau, Tenshi, übte einen so gewaltigen Druck auf alle aus, es war unglaublich. Kotori hätte schwören können, selbst auf dem flauschigen Gesicht der Wölfin einige Schweißtropfen zu erblicken.
Fude regte nicht eine Miene und Aki zwang sich zu einem Lächeln, er selbst saß nur dar, als wäre er soeben überfahren worden.

Das Lagerfeuer brannte, Tenshi streckte sich genüsslich und sah zum Himmel: „Ich denke, nachdem wir etwas gegessen haben, sollten wir uns auf die Suche nach Oome Taiyo und Hayamimi Hakushi machen, es wäre von Vorteil, wenn wir sie noch vor Einbruch der Nacht finden, was meint ihr?“ Sie sah fragend in die Runde.
Taiyo, genau, nach der ganzen Aufregung hatte Kotori seinen Bruder komplett vergessen, er war noch immer in der weiten Wüste, vielleicht war er in Gefahr! Doch was für eine Hilfe könnte er sein, wenn es zum Kampf käme? Er hatte keine Hellebarde bei sich und hatte deshalb nur weniger als die Hälfte seiner ursprünglichen Kraft, gegen starke Monster oder andere Teilnehmer hatte er nicht den Hauch einer Chance!
„Ihr seid alle so still…“ meinte Tenshi, fast beiläufig, alle sahen sie mit verschrobenen Blicken an, sie lächelte nur. Ihre Stimme hatte den freundlichen, warmen Klang wiedererlangt und ihre Gesichtszüge hatten sich gelockert.
„Okay, wir bilden Suchtrupps, Aki du gehst mit Kotori und Kando, Fude du kommst mit mir! Wir teilen uns auf, wir gehen gen Süden, ihr gen Norden, seid sicher, dass ihr zurück findet, dort draußen kann es ziemlich ungemütlich werden, wenn es dunkel ist“, sie drückte Kando eine Leuchtpistole ins Maul und fuhr fort, „Kando, du bist die Anführerin dieser Truppe! Wenn ihr einen der beiden findet oder auf einen Feind stößt, löst einen Schuss. Wir werden kommen und euch helfen.“
„Was ist, wenn euch etwas passiert?“, Kotori sah sie mit seinen blauen Augen an.
„Wir haben auch eine Pistole dabei, aber ich glaube kaum, dass wir eure Hilfe benötigen werden, ich habe ja den starken Fude an meiner Seite“, sie deutete auf den großen Jungen, der nur ein verächtliches Grunzen von sich gab, „wenn wir sie zuerst finden sollten, geben wir euch bescheid. Seid immer auf der Hut und lasst niemals eure Verteidigung fallen, wenn ihr das tut, werdet ihr sterben, alles klar soweit?“, ihre Augen blitzten noch einige Male und die Gruppe trennte sich in die verschiedenen Richtungen.
Kotori blieb immer dicht hinter Kando um einen Überblick über die Gegend zu haben, doch er sah nur Sand und Fels.
„Tenshi ist mir suspekt“, sagte der stille Aki plötzlich.
„Inwiefern?“, wollte Kando von ihm wissen. „Sie ist definitiv zu stark für jemanden, der noch keine Ausbildung hinter sich hat, sie hat unserer beiden Attacken einfach gestoppt“, Kotori hatte Aki noch nie so viel am Stück reden hören. „Ja, da hast du Recht“, pflichtete er ihm bei, „ich wollte mich bei dir bedanken, wärst du nicht gekommen, hätte Fude mich wahrscheinlich wirklich getötet.“ „Kein Problem“, Kotori glaubte, ein Lächeln über Akis Gesicht huschen zu sehen.
„Ich wittere etwas, es richt nach vergammeltem Fleisch!“, bemerkte Kando. Kotori hoffte, dass es nicht sein Bruder war.
Letztendlich fanden sie aber nur den Kadaver von einem jungen Reh. „Er ist nicht in der Nähe, ich kann keine andere Fährte aufnehmen. Ich hoffe, Tenshi und Fude haben ihn und das Hayamimi-Mädchen gefunden.“
„Lasst uns dort auf den Felsen steigen, vielleicht sehen wir dort mehr“, schlug Aki vor.
 
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